Maerchenhaft


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"Nur ein flüchtiger Blick"

Deutsche Version der Story "Glimpse" von Thistlerose, (HP femslash)

Der Gemeinschaftsraum von Ravenclaw schien vollständig leer zu sein. Im Gemälde über dem Kamin war eine Nymphe damit beschäftigt, Perlen in ihr kastanienbraunes Haar zu flechten. Dabei trällerte sie von Weihnachtspunsch und Mistelzweig. Sie verstummte beleidigt, als sie den Ausdruck auf Anthony Goldsteins Gesicht sah, der genervter nicht hätte sein können. Stumm raffte sie den Rest ihrer Perlen zusammen, ergriff den Saum ihres durchscheinenden Gewandes und stolzierte davon.

Er schaute ihr nach, wie sie durch das Aquarell eines romantischen Eichenhains trippelte und dann in einem Ölgemälde landete, das einen betrunkenen Barden darstellte. Der Sänger musterte sie lüstern und machte eine obszöne Bemerkung, woraufhin sie ihm eine schallende Ohrfeige gab. Sie warf Anthony einen anklagenden Blick zu, der ungefähr bedeutete: „Männer sind alle gleich“, dann spazierte sie aus dem Bild und verschwand. Da sie nirgendwo wieder auftauchte, nahm Anthony an, dass sie den Gemeinschaftsraum verlassen hatte.

Der Barde betastete seine rote Wange und blinzelte verwirrt, als wisse er nicht recht, wie ihm geschehen war. Dann wandte er sich mit einem Schulterzucken wieder seiner Weinkaraffe zu. Nun fühlte sich Anthony wirklich allein.

Und genau das hatte er schließlich gewollt, sagte er sich, als er zum Lehnstuhl beim Kaminfeuer schlenderte und sich in die Samtpolsterung fallen ließ: Keine Lieder von Engeln und Krippen, keine Pfefferkuchenmänner, keine übertriebene Weihnachtsfröhlichkeit. Nur ein knisterndes Feuer, ein gemütlicher Sessel und dazu ein angenehmer Lesestoff.

Er zog eine Ausgabe des „Klitterer“ aus der Tasche, schlug die Zeitschrift auf und blätterte zu dem Artikel, mit dem er vor dem Abendessen begonnen hatte. Dort behauptete eine Hexe, sie habe einen Thestral mit einem gewöhnlichen Pferd gepaart. In großen Lettern war zu lesen: „Eine erstaunliche Kreuzung! Sie werden Ihren Augen nicht trauen! Blättern Sie zu den Fotos auf der nächsten Seite! Doch seien Sie gewarnt: Die Bilder sind nichts für zarte Gemüter, denn die meisten Hexen und Zauberer können das Tier nur zur Hälfte sehen.“

Anthony machte sich auf das Gruseligste gefasst.

Während er noch unschlüssig die Seite befingerte und sich zu entscheiden versuchte, ob er die Fotos wirklich anschauen wollte, hörte er plötzlich unterdrücktes Gelächter. Er hob den Kopf und sah sich um, aber der Raum schien noch immer leer zu sein. Der betrunkene Barde war weiterhin in seinen Wein vertieft, und außerdem hatte das Lachen mehr nach Sopran geklungen.

Jetzt ertönte es wieder, und diesmal konnte Anthony die Richtung ausmachen. Die Stimme kam von dem großen Wandteppich, der sich neben der Eingangstür befand. Anthony betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn, aber er sah auf dem gewebten Bild nur einen schlafenden alten Zauberer, der den Kopf auf ein offenes Buch gebettet hatte und dessen Bart in einer Pfütze aus vergossenem Tee lag.

„Ähm“, murmelte Anthony unsicher und legte die Zeitschrift beiseite. „Ähm, hallo?“

Der Wandteppich geriet in heftige Bewegung, und dann rollten zwei Mädchen aus dem Erker hervor, der dahinter verborgen lag. Sie landeten in einem Knäuel aus rotem und blondem Haar in der Mitte des Zimmers. Eine lag oben, die andere unten. Ginny Weasly und Luna Lovegood … wer hätte das gedacht.

„Äh“, krächzte Anthony wieder, da sie ihn beim ersten Mal offenbar nicht gehört hatten. „Also … äh … na gut.“

Zierliche Hände zerrten an Blusen und Röcken, und Anthony dachte: Wenn ich ein echter Mann wäre, würde ich mich jetzt hinter dem Sessel verstecken und zuschauen. Aber ich bin kein Mann, sondern ein erbärmlicher … Trottel. Außerdem bin ich für so etwas zu ehrenhaft. Genau, viel zu ehrenhaft.

„Also, wisst ihr …“, begann er noch einmal und dachte: Wenn sie mich diesmal nicht hören, dann ist es Schicksal und ich habe das gute Recht, hier zu bleiben. Seine Stimme war daher nicht sonderlich laut, als er fort fuhr: „Ist euch klar, dass ich hier sitze?“

Die beiden schienen ihn tatsächlich nicht gehört zu haben. Sie küssten sich wild, wanden sich umeinander wie doppelschwänzige Wassermolche und streichelten jedes Stück Haut, das sie erwischen konnten. Kurz darauf hockte Ginny oben auf Lunas Hüften, ergriff ihre Handgelenke und drückte sie gegen den Teppich. „Hab ich dich!“, lachte sie atemlos und schüttelte die rote Haarmähne aus ihrem Gesicht. „Höchste Zeit, mein Weihnachtsgeschenk auszupacken.“

Wow, als Hanukkah-Geschenk ist das auch nicht schlecht, dachte Anthony. Ich sollte mich wirklich beeilen, dass ich hinter den Sessel komme.

Hätte er diesen Vorsatz sofort in die Tat umgesetzt, wäre es ihm wahrscheinlich gelungen. Aber gerade da ging Luna zum Gegenangriff über, indem sie mit dem Mund nach Ginnys Bluse schnappte. Sie nahm den Stoff zwischen die Zähne und zog, so dass sommersprossige Haut und die Andeutung von zwei kleinen, runden Brüsten zum Vorschein kamen.

Anthony saß wie angewurzelt und konnte nur fasziniert starren.

„Lass los!“, befahl Ginny. Luna schüttelte den Kopf.

„Na gut“, grinste Ginny. „Dann muss ich wohl loslassen.“ Sie gab Lunas Handgelenke frei, und schlüpfte mit einer schnellen, geschmeidigen Bewegung aus ihrer Bluse. Darunter war sie nackt. Splitternackt bis zur Taille. Und, na klar, ausgerechnet jetzt entdeckte sie Anthony.

Die beiden schauten einander an und blinzelten eulenhaft.

Anthony war insofern im Vorteil, da er nicht nur mit einer Schulrobe bekleidet war, sondern auch eine Zeitschrift besaß, die sich über den Schoß legen ließ. Was er schleunigst tat, um den hervorstechendsten Teil seiner Anatomie zu verbergen. Ginny saß völlig reglos da, immer noch auf Lunas Taille, und ihre Sommersprossen verschwanden nach und nach wie Sterne beim Sonnenaufgang, als sie von Kopf bis Fuß rot wurde. Jeder heftige Atemzug ließ ihre Brüste leicht auf und ab wippen.

„Aber Haaaaarr …“, sagte Anthony idiotisch. Dann schluckte er und versuchte es noch einmal: „Harry“, brachte er hervor, was zwar immer noch idiotisch war, aber wenigstens ein vollständiges Wort.

„Auseinander“, krächzte Ginny. „Ich meine, Harry und ich. Wir sind … auseinander.“

Luna wandte den Kopf zur Seite und lächelte Anthony verträumt an. „Ich helfe ihr, darüber hinwegzukommen.“

„Also …“ Anthonys Wangen brannten. „Ich gehe dann mal. Ehrlich. Tut mir leid, wegen … Ich verrate nichts, versprochen.“

Er wäre aufgestanden – ja, das wäre er wirklich - wenn Luna die Unterhaltung nicht ganz beiläufig fortgesetzt hätte. „Nein, nein, uns tut es leid. Wir haben nicht gehört, dass du reingekommen bist.“ Sie hob eine Augenbraue. „Du bist jüdisch“, stellte sie fest.

„Äh, ja?“ Er hatte sich im Laufe der Jahre an Lunas Gedankensprüngen gewöhnt und ließ sich davon nur noch selten aus der Fassung bringen.

„In der Großen Halle hast du dich unbehaglich gefühlt.“

Vor Anthonys geistigem Auge erschienen Zuber voller heißem Punsch, Luftschlangen an sämtlichen Dachbalken und explodierende Lebkuchenkekse. „Stimmt“, gab er zu. „Also, nicht dass ich Weihnachten grundsätzlich ablehne“, beeilte er sich zu erklären. „Aber alles hat seine Grenzen. Genug ist genug.“

„Und jetzt fühlst du dich hier auch unbehaglich. Wegen uns“, stellte Luna bedauernd fest.

„Ich hatte den Eindruck, er fand es sehr behaglich, bis wir ihn erwischt haben“, bemerkte Ginny trocken.

Anthony wurde puterrot. „Also, ich gehe jetzt besser“, sagte er. „Die anderen sind bestimmt noch beim Essen und –“

„Nein, wir gehen“, sagte Ginny.

„Hm, ich fühle mich ganz wohl hier, wo ich bin“, stellte Luna fest.

Beide schauten sie an. Sie sah in der Tat sehr zufrieden aus, wie sie so da lag. Das blassblonde Haar umgab sie wie ein schimmernder Heiligenschein, und der Rock war ihr bis zu den Schenkeln hoch gerutscht. „Wusstet ihr“, fuhr sie unbedarft fort, „dass man in alter Zeit die Vorhaut von Penissen benutzt hat, um bestimmte Fruchtbarkeitstränke zu brauen? Hast du dich schon mal gefragt, was mit deiner passiert ist, Anthony?“

Hastig sprang er von seinem Sessel auf. „Ich sollte jetzt wirklich gehen.“

„Warte.“ Ginnys Stimme ließ ihn stehen bleiben. Sie biss sich unschlüssig auf die Lippe, dann warf sie mit einem Kopfschütteln das Haar zurück. „Tut mir leid, dass wir dich verscheuchen. Als kleine Entschädigung …“ Sie blinzelte ihm zu, nahm Lunas Hand und legte sie auf eine ihrer Brüste. Instinktiv drückte Luna die Finger zusammen, so dass Ginnys Nippel dazwischen gefangen war. Ginnys Körper spannte sich wie ein Flitzebogen. Etwas atemlos sagte sie: „Fröhliches Hanukkah!“

Anthonys Penis war so steif wie eine weihnachtliche Zuckerstange. „Armer Harry“, murmelte er, und dann: „Äh, mir ist gerade eingefallen, ich habe noch was zu erledigen.“ Er hastete in Richtung der Tür, die zu den Räumen der Jungs führte.

„Mir ist auch klar, was“, grinste Ginny.

Anthony schlug die Tür hinter sich zu. Durch das Eichenholz hörte er Ginny zu Luna sagen: „Du hast ihn erschreckt. Das war nicht nett.“

„Ich habe ihm doch nur eine harmlose Frage gestellt. Und im Übrigen hat er Recht: Armer Harry.“ Anthony hörte das Lächeln in ihrer Stimme. „Er ist der große Held, besiegt Drachen, kämpft gegen das Böse, aber ich gewinne die Jungfer.“

„Ich bin keine Jungfer“, protestierte Ginny.

Und das letzte, was Anthony durch die Tür hörte, war Lunas verträumte Stimme: „Nun ja, gleich nicht mehr.“