Maerchenhaft


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            Buch Maerchenhaft


Märcheninfos und Lesetipps

Wenn euch meine Geschichten aus dem Buch gefallen haben, seid ihr vielleicht interessiert an ein paar Hintergrundinformationen: wie sie entstanden sind, welche Vorbilder ich hatte, was es sonst noch für märchenhafte Bücher gibt.


Der Meerprinz

Wie leicht zu erkennen ist, handelt es sich bei diesem Märchen um eine Hommage an Hans Christian Andersen. Aus seinen Briefen und Tagebüchern weiß man, dass er eine „schwärmerische Veranlagung“ für das gleiche Geschlecht hatte. Besonders sein bekanntestes Märchen Die kleine Meerjungfrau wird oft als Versuch gedeutet, seine Homosexualität dazustellen. Er beschreibt das schmerzhafte Gefühl, ein „normaler Mensch“ werden zu wollen und doch immer ein Fremder zu bleiben, andersartig, zu Stummheit verurteilt.
Als Vorbilder für meine Nixen mit ihren Hummerschwänzen und Seepferdkörpern dienten die Zeichnungen in Arthur Spiderwicks Handbuch für die magische Welt um dich herum. Dieser Bildband im Stil eines altertümlichen Naturführers erklärt den LeserInnen die Welt der Feenwesen, die sich zumeist unsichtbar in unseren Wäldern und Seen herumtreiben und von harmlosen Steinbruchzwergen bis zu boshaften Irrwichten reichen.


Der Bursche und das Biest

Hier im Internet gibt es seit einigen Jahren eine schnell wachsende Zahl an "Fanfiction"-Storys. Sie basieren auf bekannten Filmen oder Büchern wie Stargate, Twilight, Sherlock Holmes usw., wobei ungefähr jede dritte von gleichgeschlechtlicher Liebe handelt. (Wie so oft kommen lesbische Charaktere leider entschieden seltener vor als schwule.) Es gibt auch Fanfiction zu Disneys The Beauty and the Beast, aber für die Stimmung in meinem Märchen waren wohl eher die vielen amüsanten Geschichten verantwortlich, in denen Harry Potter sich mit seinem Erzfeind Draco zusammenrauft und zuerst einmal die Funken fliegen, bevor Draco sich bessert und sie ein Paar werden. Wer Lust hat, in guter (englischer) Fanfiction zu stöbern, bekommt hier eine Liste von Empfehlungen.


Lu Ping, der Schrecken der Meere

Obwohl der Taoismus zu den großen Weltreligionen mit Millionen von Anhängern gehört,
ist er in Deutschland kaum bekannt. Zwar sind bestimmte Elemente wie Qigong, Tai Chi
und das Yin-Yang-Symbol bei uns verbreitet, aber wer weiß schon, dass sie aus dem Taoismus stammen? Falls ihr nach dem Lesen meines Märchens mehr über diese sympathische Lebensphilosophie wissen möchten, kann ich euch als Einstieg die Taschenbücher von Benjamin Hoff empfehlen, in denen der Taoismus sehr einleuchtend
am Beispiel von Pu der Bär erklärt wird!


Die Magd und ihre Fee

In diesem Märchen haben sich verschiedene Vorbilder zu etwas Neuem zusammengefügt. An erster Stelle steht dabei die Comic-Serie Small Favors von Colleen Coover, in der eine winzige, sexsüchtige Elfe allerlei wilde Dinge mit ihrer menschlichen Partnerin anstellt. Eine Inspiration ganz anderer Art war der Naturfilm Mikrokosmos – das Volk der Gräser, der mich im Kino sehr beeindruckt hat. Darin wird eine Wiese aus Insektensicht gefilmt, so dass zum Beispiel ein normaler Platzregen wie ein regelrechter Bombenhagel aus Wassergeschossen wirkt. Die beschriebenen Zauberriten zum Johannistag und der Liebeskranz aus sieben Kräutern basieren auf echten Bräuchen. Erhalten hat sich davon bis heute die Tradition der Johannisfeuer.


Die letzte Liebschaft des Zeus

Das Märchen lehnt sich an eine eher unbekannte altgriechische Sage an. In ihr wird erzählt, wie die Götter unter Heras Führung einen Aufstand gegen Zeus wagten. Laut dieser Geschichte hatte er ihr in früher Vorzeit den Donnerkeil gestohlen, sie vergewaltigt und zur Ehe gezwungen und so die Herrschermacht an sich gerissen. Seitdem führte er sich im Olymp wie ein Tyrann auf. Die Rebellion gegen ihn wurde niedergeschlagen und Hera so brutal von Zeus bestraft, dass sie nie wieder aufzubegehren wagte.
Die Sage wurde von der Philosophin und Kulturhistorikerin Heide Göttner-Abendroth ausgegraben. Es kommt selten vor, dass ein Buch tatsächlich mein Weltbild auf den Kopf stellt, aber bei Die Göttin und ihr Heros ist mir das passiert. Darin zeigt Göttner-Abendroth anhand von vielen Beispielen, wie sich in den verschiedenen Religionen schrittweise die Vorstellung durchsetzte, es gebe einen Gott-Vater, aber keine Göttin-Mutter. Ich fand die Entdeckung, dass das Göttliche bis ins Mittelalter hinein auch eine weibliche Seite hatte, sehr erleichternd. Vielleicht bin ich nicht die einzige, die sich mit dem Kirchenglauben schwer tut, weil das Göttliche in unserer Kultur ausschließlich männlich ist. Wieso erscheint uns ein Gott in Männergestalt völlig normal, während eine Göttin geradezu peinlich ist und nur in Fantasybüchern vorkommt? Wenn man sich von dieser festgefahrenen, einseitigen Vorstellung löst, wird Spiritualität plötzlich viel einfacher. Ähnlich wie Hape Kerkeling in Ich bin dann mal weg habe ich seitdem zu meiner Überraschung erlebt, dass die Welt viele kleine Wunder und Hinweise zu bieten hat, die einen auf den richtigen Weg schubsen können, wenn man sie beachtet.


Alessandro, der Seefahrer

In dieser Geschichte kann man ähnlich wie bei dem Märchenfilm Shrek auf die Suche gehen, welche vielen Anspielungen sich darin verstecken, zum Beispiel auf Schillers Turandot, Saids Schicksale aus Hauffs Märchen, Die Nachtigall von Andersen, Der treue Johannes aus Grimms Märchen und das Gilgamesch-Epos.


Des Grafen neue Kleider

Auch hier diente eine Geschichte von Hans Christian Andersen als Vorbild. Da dem Dichter selbst ein glückliches Leben versagt blieb und die meisten seiner Märchen entsprechend tragisch sind, hatte ich das Bedürfnis, ihm ein Happy End zu schreiben, in dem die männlichen Hauptpersonen ganz selbstverständlich ein Paar werden können.


Die goldene Prinzessin

Die Idee zu dieser Geschichte kam mir durch die skandinavischen Märchen, in denen ständig Prinzessinnen von Riesen und Trollen entführt werden. Während meines Studiums habe ich ein Jahr in Schweden gelebt und dort in der laaangen Winterzeit angefangen, meinen ersten Roman zu schreiben. Aus dieser Zeit hängen noch immer Postkartenbilder von dem Märchenmaler John Bauer in meiner Wohnung. Wenn ich auf Urlaub in Skandinavien bin, warte ich immer darauf, dass gleich einer seiner Trolle um einen Baumstamm lugt. Wer wissen will, wie meine Riesin und meine Prinzessin aussehen, kann sich hier seine Gemälde anschauen oder sich den schwedischen Märchen-Sammelband Trolle, Wichtel, Königskinder zulegen. Wunderschön sind auch die Märchenillustrationen des Dänen Kay Nielsen.


Mittwinter

Seit einigen Jahren betreue ich die Lesbenbibliothek im Hamburger mhc (magnus hirschfeld centrum) und kümmere mich auch sonst um die Kulturarbeit. Dadurch geriet ich in die Adventsvorbereitungen unserer Theatergruppe hinein und wurde gebeten, einen kleinen Vortrag zu Weihnachtstraditionen in anderen Ländern zu halten. Ich war verblüfft, was für skurrile Bräuche es gibt, und so entstand nebenbei das Märchen „Mittwinter“. Hier ist eine besonders seltsame Geschichte, die ich aus dem Internet gefischt habe:

„In Island gibt es 13 Weihnachtswichtel. Ab dem 12. Dezember kommt jeden Tag ein anderer ins Haus und stellt allerlei Unfug an. Einer hat zum Beispiel die Angewohnheit, dass er Türen laut auf und zu schlägt (daran könnte natürlich auch der Wind schuld sein, aber so genau weiß man das eben nicht). Ein anderer knabbert Essensvorräte an, besonders gerne mag er Räucherwürste. Seit einigen Jahrzehnten sind die Wichtel auch dazu übergegangen, den Kindern kleine Geschenke zu bringen. Wenn man nicht artig war, bekommt man stattdessen eine Kartoffel. Dagegen protestierte kürzlich die Bauerngenossenschaft und startete in der Weihnachtszeit eine Werbekampagne mit der Botschaft, dass Kartoffeln doch eigentlich etwas ganz Tolles sind. Aber bei den Kindern hat das nicht so recht gewirkt, denn sie wollen trotzdem lieber Süßigkeiten. Ganz wichtig ist es, dass man zu Weihnachten ein Kleidungsstück unter dem Tannenbaum liegen hat. Leute, die sich das nicht selbst leisten können, bekommen traditionell einen Wollpullover von der Dorfgemeinschaft geschenkt. Das Problem ist nämlich: wenn man am Heiligen Tag so respektlos ist, nichts Neues anzuziehen, dann kommt die riesige Weihnachtskatze und frisst einen auf.“


Adlerzauber

Wir alle kennen orientalische Märchen aus Tausendundeine Nacht … oder glauben sie zumindest zu kennen. Aber die in Deutschland erhältlichen Übersetzungen waren bislang deutlich verharmlost. Erst die Neuübersetzung von Claudia Ott 2004 hat die offenherzige Erotik darin nicht zensiert, sondern die Texte so sinnlich gelassen, wie sie gedacht waren. Ich hatte das Glück, eine ihrer Lesungen im Afghanischen Museum Hamburg zu erleben und war ganz fasziniert. Wer mehr über die Hintergründe wissen möchte, sollte die Website von Claudia Ott besuchen.